rundgang KIRCHE

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# ein rundgang durch die emmauskirche

HERZLICH WILLKOMMEN …
Dort, wo in Sellerhausen die Cunnersdorfer von der Wurzner Straße abzweigt, erhebt sich seit dem Jahr 1900 ein markantes Bauwerk, das mit seinem Turm weit aus dem Häusermeer des Leipziger Ostens herausragt. Die terrakottafarbene Ziegelfassade verleiht dem Gebäude ein warmes fast südliches Flair.

UNTER DEM PORTAL …
Ein großes Mosaik über dem Portal zieht den Blick auf sich. Das Motiv greift einen Abschnitt des Lukas-Evangeliums auf: die Geschichte der Emmausjünger. Zu sehen sind zwei Männer, die sich Jesus zuwenden. Erzählt wird die Geschichte von Menschen, die auf dem Weg sind, die zweifeln, die sich unterweisen lassen, denen am Ende eine freudige Glaubensgewissheit zu Teil wird.
Der wohl bekannteste Vers dieser Geschichte unterlegt das Bild: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget.
Nehmen Sie diese Worte als eine herzliche Einladung in unsere Kirche.

ZUNÄCHST EIN KLEINER RÜCKBLICK …
Über Jahrhunderte hinweg war Sellerhausen ein Dorf etwas südlich der Straße Leipzig-Wurzen gelegen. Bestehend aus einem Rittergut, einigen Bauern- und Häusleranwesen, Dorfteich, Wirtshaus. Ein Gotteshaus gab es hier nicht, für den Kirchgang mussten sich die Menschen auf den Weg nach Schönefeld machen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die städtische Entwicklung ein: Schule, Gaswerk und der Bau von Mietshäusern. Im Jahr 1890 wurde Sellerhausen mit der ersten Eingemeindungswelle ein Stadtteil Leipzigs.

KIRCHGEMEINDEGRÜNDUNG …
Die Gründung einer eigenständigen Kirchgemeinde erfolgte im Jahr 1892. Die Gottesdienste wurden zunächst im Betsaal der Schule gefeiert. 1896 beauftragte der Kirchenvorstand der jungen Kirchgemeinde den Leipziger Architekten Paul Lange mit der Planung eines Kirchenneubaues. Der gebürtige Vogtländer hatte nach solider Ausbildung über viele Jahre Erfahrungen in Paris und Wien gesammelt, bevor er 1889 in Leipzig ein eigenes Architektenbüro eröffnete. Er darf zu Recht als Kirchenbaumeister bezeichnet werden, zeichnet er sich doch für zahlreiche Kirchenneubauten in und um Leipzig, in Sachsen und Nordböhmen verantwortlich.
Am Sonntag Lätare, dem 25. März 1900, wurde die Emmauskirche feierlich eingeweiht.

ZUM EINTRITT IN DEN KIRCHENRAUM …
Betritt man durch das doppeltürige Portal die Vorhalle, von der zu beiden Seiten die Treppen zur Empore hinaufführen, und durchschreitet die nächste zweiflüglige Tür, so steht man nicht im Kirchenschiff, sondern in einem Saal, der hier die gesamte Breite des Hauses einnimmt. Zwei steinerne Säulen stehen etwas unvermittelt im Raum. Erst hinter der nächsten Tür betritt man das Kirchenschiff. Es zeigt sich im unteren Teil eigentümlich eingezwängt und fensterlos. So hat ihn der Architekt nicht konzipiert. Auch hier ein Blick zurück:
Kirchen wurden ursprünglich als Räume für den Gottesdienst konzipiert. Zusätzlich ließen die Kirchgemeinden Pfarr- oder Gemeindehäuser errichten mit Wohnungen und Funktionsräumen für das Gemeindeleben. Der Emmausgemeinde war es in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens nicht gelungen, ein solches Gebäude zu errichten. In den 1960er Jahren war dieses Vorhaben unter den herrschenden Bedingungen aussichtslos geworden. So fasste der Kirchenvorstand den Beschluss, die Kirche zu einem Gemeindezentrum umzugestalten. Zwischen 1971 und 1981 fanden in Eigenregie der Gemeinde und mit der damals unentbehrlichen Fähigkeit zur Improvisation die Umbauten statt. Die Orgelempore wurde in das Kirchenschiff hinein vergrößert und der darunterliegende Raum abgetrennt. Auf diese Weise entstand der Gemeindesaal zwischen Vorhalle und Schiff mit den beiden steinernen Säulen im Raum. Die unteren Seitenschiffe wurden abgetrennt: südlich wurde ein Pfarramt eingerichtet und eine zweite Toilette eingebaut, nördlich ein weiterer Gemeinderaum.

FENSTER UND LICHTSPIELE …
Blickfang an der Ostseite des Altarraumes sind die drei mittigen, bunten Glasfenster. Sie zeigen von links nach rechts die Geburt Christi (Weihnachten), die Auferstehung Christi (Ostern) und das Pfingstwunder. Die Fenster wurden im Jahr 1899 von Privatpersonen gestiftet und von einer Dresdner Firma ausgeführt. Werden diese Fenster von der Morgensonne beschienen, so entfaltet sich ihre Farbigkeit, und sie lassen die Gottesdienste gleichsam in einem besonderen Licht erscheinen.

IM ZENTRUM …
Auch der Altarraum selbst ist in den 1970er umgestaltet worden. Von der ursprünglichen Ausstattung mit Kanzel, steinernem Altar und Taufstein, wurde der Altar abgebrochen und die Kanzel entfernt. Allein der Taufstein auf der linken Seite verblieb an seinem angestammten Platz. Vom Altar wurde die Rückwand mit einem Relief, welches die Kreuzigung Jesus zeigt, erhalten. Der feste, steinerne Altartisch wurde durch einen beweglichen, hölzernen Tisch ersetzt. Die Wortverkündigungen in Form von Predigten und Lesungen erfolgen am Lesepult, das sich rechts neben dem Altartisch befindet.
Mit der Umgestaltung des Altarraumes haben sich die Formen der Gottesdienstfeiern verändert. Die Predigten erfolgen nicht mehr von der Kanzel herab. Zur Feier des Heiligen Abendmahls können sich bis zu 40 Menschen in einem großen Kreis um den Altartisch einfinden, um Brot und Wein in Empfang zu nehmen. Je nach Anforderung kann der Altartisch so platziert werden, dass hier am Heiligabend für das Krippenspiel und bei Konzerten ausreichend Platz zur Verfügung steht.

MIT PFEIFEN UND ZUNGEN …
Über dem Gemeindesaal erhebt sich die Orgel. Sie wurde im Jahr 1900 für 10.404 Mark eingebaut und ist ein Werk der damals sehr bekannten Firma Urban Kreutzbach aus Borna (b. Leipzig). Sie entsprach dem damaligen Stand der Technik und den Klangvorstellungen ihrer Zeit, was bei ihrer Inbetriebnahme durch Prof. Karl Piutti aus Leipzig lobend festgestellt wurde. In den folgenden Jahrzehnten erfuhr das Instrument mehrere technische Umbauten durch die Firma Schmeisser und Jehmlich, sowie Veränderungen im Klangbild und Reparaturen. Auf drei Manualen mit 32 klingenden Registern und zahlreichen Spielhilfen erklingt unsere Orgel regelmäßig zu Gottesdiensten und Konzerten.

VOM WANDEL …
Unsere Emmauskirche steht wegen ihres Alters, ihrer städtebaulichen Bedeutung sowie ihrer konstruktiven und künstlerischen Ausführung unter Denkmalsschutz. Damit ist sie jedoch kein Museum. Sie ist das Zuhause einer lebendigen Kirchgemeinde, die diesen Bau in vielfältiger Weise nutzt. In den mehr als hundert Jahren ihres Bestehens hat die Kirche kleinere und größere Veränderungen erfahren, um den jeweiligen Bedürfnissen des Gemeindelebens entsprechen zu können. Der größte Einschnitt war die Umgestaltung von einem sonntäglich genutzten Gottesdienst-Haus zu einem alltäglich genutzten Gemeindezentrum, auch wenn es ein Wandel aus der Not heraus gewesen ist.
Die biblische Weisheit „Jegliches hat seine Zeit“ geht auch an unserem Kirchgebäude nicht spurlos vorüber. In den 1990er Jahren wurden dringend erforderliche Sanierungsarbeiten an Dach und Fassade, sowie am Mosaik und den großen Fenstern im Altarraum durchgeführt: Ein Kraftakt für die Kirchgemeinde und ein Millionenprojekt. Finanziert aus öffentlichen Mitteln, Geldern der Landeskirche und Spenden von Gemeindegliedern, sowie Freunden und Gästen unserer Gemeinde. Seit 1999 erstrahlt die Emmauskirche wieder in altem Glanz.

FEIERN UND LEBEN …
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, spricht Jesus in Matthäus 18,20.
Kindergarten- und Schulkinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren beleben die verschiedenen Räume der Emmauskirche als ein lebendiges Gemeindezentrum. So wird im Nordraum gesungen und musiziert, im Gemeindesaal getanzt, diskutiert und gebetet; und in die Turmzimmer steigen gern die Jüngeren hinauf. Vielfältige musikalische Veranstaltungen finden ihr Publikum: ob Gottesdienst mit Kirchencafé, traditioneller Gemeindebibeltag, Familienkirche, Osterfrühstück oder Frühjahrsputz – die Emmauskirche bietet Raum für ein buntes Gemeindeleben. Lassen Sie sich einladen, feiern und erleben Sie mit!

Kontakt zum Pfarramt der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Leipzig Sellerhausen-Volkmarsdorf
Wurzner Straße 160 (Eingang Cunnersdorfer Straße) 04318 Leipzig
Telefon: 0341 2 32 22 12
Email: juergen[dot]schroeckh[at]alesius[dot]de
Web: www.kirchspiel-leipzig.de